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[X] Sterbe frei II
Odin
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(altnord. Ódinn, angelsächs. Wòden, altsächs. Woden altfränk. Wodan, althochdt. Wutan, Wuotan, ca. 150 versch. Namen) oberste Gott in der germanischen Mythologie, Sohn von Bor, Enkel von Buri. Von den Wikingern wurde er besonders stark verehrt und gelangte im 8. und 9.Jahrhundert zu großer Bedeutung. Diese Seefahrer und Plünderer waren von Odins Kriegslust als dem „Gott der Erschlagenen“ besonders fasziniert, denn in Walhall, einer riesigen Halle in der Götterburg Asgard, soll der einäugige Gott über den Einherjar („ruhmreichen Tod“) gewacht haben. In dieser Zeit hat Odin Tyr anscheinend verdrängt, den die Römer als den Himmelsgott der nordeuropäischen Völker angesehen hatten. Tyr behielt seine Kampfeslust, aber 0din erschien als leuchtendes Idol der hartgesottenen Krieger. Nur er hatte die Macht, die Männer in rasende Wut zu versetzen und Furcht und Schmerz vergessen zu machen sodass sie sich sogar nackt in den Kampf stürzen und in die Schilder beißen würden. Odins Name ist fast ein Synonym für Raserei oder Tollheit. Odins Aufstieg zum höchsten Gott zeigt die enorme Bedeutung des Krieges in der germanischen Überlieferung. Jedoch sei hier angemerkt, dass er nicht selbst die Kampfeswut verkörpert, sondern sie vielmehr in heimtückischer Weise auslöst.

0din war immer darauf aus, Zwietracht zu streuen. Einmal befahl er sogar der Fruchtbarkeitsgöttin Freyja, zwei Könige zu finden und tödlichen Hass zwischen ihnen zu säen“ sodass deren Gefolgschaft auf dem Schlachtfeld durch Ströme von Blut waten müsse. Dem Dänenkönig Harald soll Odin Kriegstaktik beigebracht und viele Siege ermöglicht haben. Bei dessen letzter Schlacht jedoch verwandelte er sich in des Königs Wagenlenker und ließ ihn in den Tod rasen. Auf die Frage nach dem Grund für solche Schicksalswendungen sagte er gewöhnlich: Der graue Wolf hütet die Hallen der Götter.“ Seine einzig mögliche Antwort auf die ständige Bedrohung durch Ragnarök, die Götterdämmerung, war, die tapferen, in der Schlacht gefallenen Krieger auf Walhall zu versammeln. Diese Einherjar waren lebensnotwendig für den ,letzten Kampf auf den Vigrid-Ebenen, wo fast alle im Kampf zwischen den Göttern und den Eisriesen fallen sollten. Odin selbst sollte durch den Fenriswolf umkommen, den schrecklichen Nachkommen des Feuergottes Loki und der Eisriesin Angrboda. Odin war nicht nur Gott des Krieges und des Heldentodes, sondern auch der Magie und der Weisheit. Als ältester der Götter und Bors Erstgeborener war er für die übrigen Götter wie ihr Vater. Wie heimtückisch und wild Odin auch sein mochte, so hatte er als der Gelehrteste unter den Göttern auch ausgeprägte positive Eigenschaften. In diesem Widerstreit ähnelt er sehr dem Hindugott Shiva, dem Vernichter und zugleich Retter der indischen Mythologie. Denn Odin verschrieb sich der Weisheit so sehr, dass er bereit war, sich selbst zu opfern, um ihre Tiefen zu ergründen. Er wurde oft als einäugiger graubärtiger alter Mann mit unter einer Kapuze oder breitrandigem Hut verborgenem Gesicht dargestellt, weil er ein Auge in Mimirs Brunnen geworfen hatte, um von dessen „unermesslicher Weisheit“ trinken zu dürfen. Auf andere Art gewann er Weisheit, indem er sich neun Tage lang am Weltenbaum Yggdrasil aufhängte. Dieser freiwillige Tod und seine darauf folgende, mittels Magie bewirkte Auferstehung verlieh Odin größere Weisheit als allen anderen.

Möglicherweise verschaffte diese offensichtliche Parallele zur Kreuzigung dem Christentum in Nordeuropa einen Vorsprung. Die Verehrung Odins ging gegen Ende der Wikingerzeit zu Beginn des elften Jahrhunderts anscheinend stark zurück. Die kriegerische Epoche ging vorüber, als die Wikinger in ihren Kolonien als friedliche Bauern und Händler sesshaft wurden. Aber auf deren Höhepunkt war Erhängen ein zentraler Bestandteil der Verehrung Odins und wurde sogar als direkter Weg zur Walhall angesehen. Die‘ große Plünderung Nantes‘ in Nordwestfrankreich im Jahre 842 kann so als Ergebnis eines barbarischen Opfers an Odin betrachtet werden. Die meisten Bewohner wurden umgebracht und an Bäumen aufgehängt. Es war eine „Epoche von Axt und Schwert“, ein kriegerisches Zwischenspiel vor dem mit Ragnarök erwarteten Weltenende.

Neben Frigg, seiner Frau in Asgard, hatte Odin viele weitere Frauen und zeugte zahlreiche Kinder, darunter seine Söhne Thor, Balder, Hodur und Wali. Odin beobachtete das Geschehen in den neun Welten mit Hilfe zweier getreuer Raben. Wie die Wikinger auf See Raben nach Land Ausschau halten ließen, streiften Odins Raben Huginn („Gedanke“) und Muninn („Erinnerung“) umher und ,flüsterten ihm“ dann ,jegliche mit Augen oder Ohren erhaschte Neuigkeit zu“. Wegen seiner Weisheit und der Kenntnis kommender Geschehnisse war Odin ob der vorherbestimmten Götterdämmerung bedrückt. Wie am Beginn des mythologischen Zeitalters der Kosmos im Blut des ersten Eisriesen YMIR ertrank, als Odin mit seinen Brüdern Wili und We aus dessen Leichnam die Welt schuf, stand am Ende ein Schlachtfeld, wo die Götter schicksalsgemäß ihr eigenes Blut vergießen sollten. Ragnarök, die Götterdämmerung, begann mit dem Tod von Odins Sohn Balder und der Erkenntnis seitens der Götter, dass sie mit dem Feuergott Loki die Verbreitung des Bösen zugelassen hatten. Nichts konnte Odin gegen das Unheil unternehmen. Sein einziger Trost war die Vorausschau auf ein neues Zeitalter, wo sein wiederauferstandener Sohn Balder statt seiner in einem neuen aus den Tiefen des Meeres aufgetauchten Land angebetet werden sollte.

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